Am 20.07.2002 veröffentlichte die Freie Presse aus Chemnitz folgenden Artikel: Mit Eberhard Cohrs Karl May gespielt Probenstart zu „Der Shut" an den Greifensteinen - Regie führt ein Hamburger VON SONJA LIPPERT
Kaum hat das Kindermusical "Jim Knopf und die Wilde 13" die Naturbühne an den Greifensteinen erklommen, wird intensiv für das Stück "Der Shut In den Schluchten des Balkan" geprobt. Karl-May- Kenner und Regisseur Klaus-Hagen Latwesen sowie Regieassistentin Juliane Abt im Arbeitsgespräch für die zweite Sommerpremiere. FOTO: BRIGITTE STREEK Ehrenfriedersdorf. Karl May ist mit seinem Erfolgsrezept aus Spannung, Aktion und Humor immer ein "Publikumsmagnet", also gibt es den prominenten gebürtigen Hohenstein-Ernstthaler in diesem Naturbühnensommer an den Greifensteinen gleich im Doppelpack "Winnetou" läuft erfolgreich und für "Der Shut", der am 10. August, 15 Uhr Premiere hat, wird zwischen den Felsen intensiv geprobt. Der Intendant des Eduard-von-Winterstein- Theaters, Steffen Sen- ger, hat für das Stück nach Karl Mays berühmtesten sechsteiligen Orient- roman keinen geringeren als Regisseur verpflichtet als Klaus- Hagen Latwesen - den Mann, der schon als Knirps die Karl-May- Bildchen des berühmten. schwedischen Illustrators Karl Lindeberg
sammelte und der sieben Jahre lang erfolgreich Intendant, Regisseur und Hauptdarsteller der Karl-May-Spiele in Bad Segeberg war. Bei ihm spielte Eberhard Cohrs den Sam Hawkins und die Tante Droll - den berühmtesten Detektiv des Wilden Westens. Den hochgewachse- nen, durchtrainierten Latwesen verband, wie er sagt "echte Freund- schaft mit dem kleinen Mann aus dem Osten". Durch ihn habe er sehr persönliche Bekanntschaft mit der Heimat des legendären Schriftstel- lers gemacht. Überhaupt ist dem 58-jährigen Abenteuertheater auf den Leib geschrieben. So produziert und finanziert er eigene Theatertour- neen, spielte erfolgreich Stücke frei nach May und Dumas auf den Bühnen im deutschsprachigen Raum. Die Premiere von "Der Shut" fand in einem Luxemburger Theater mit 18oo Plätzen statt - alle drei Vorstellungen waren ausverkauft. Nun also "Der Shut" an den Greifensteinen. Der Gast führt nicht nur Regie, sondern hat das Stück auch selbst geschrieben: In den Schluch- ten des Balkan treibt der geheimnisvolle Shut nebst Bande sein Unwe- sen. Erpressung, Verschleppung, Unterdrückung und Gewalt sind seine Mittel. Immer tritt der Shut vermummt auf, keiner kennt ihn. Doch der strahlende, für Recht und Gesetz kämpfende Held Kara Ben Nemsi ist dem finsteren Gesellen schon auf der Spur. Nachdem die Bande den Kaufmann Galingré entführt hat, verlangt sie von dessen Nichte Lösegeld. Aber unser Held ahnt, dass sich der Shut niemals an die Vereinbarung hält und macht sich auf, um den Kaufmann zu befreien. Eine verblüffende Wendung und ein gutes Ende sind garantiert... Ehrgeizig nimmt der Hamburger, der auch als Darsteller in verschie- denen Kinofilmen und TV-Produktionen mitwirkte - zurzeit steht er in der ZDF-Serie „Herzschlag" als Kapitän Knut Ostermann vor der Kamera - das Projekt in Angriff. Bevor er dem Intendanten seine Zusage gab, inspizierte er das Spielfeld, ist begeistert von den Gege- benheiten und der Naturbühnen-Fitness des Ensembles. Bereits einen Tag nach der Bühnenvisite legte er den Annaberger Theaterleuten sein Konzept vor: Auf die malerische Bühne will er ein Spektakel bringen, das der Fabulierfreude des Volksdichters, an dessen Geschichte er sich eng anlehnt, gerecht wird. Von einem Reiterhof bei Rochlitz wurden Kamele für die Karawane des Kaufmanns Galingré besorgt, statt der geplanten sechs Pferde galoppieren nunmehr zehn über die Bühne, außerdem wurde für die Inszenierung ein Falkner verpflichtet, der mit seinem Adler bereits bei den Bad Segeberger Festspielen und in der TV-Serie Forsthaus Falkenau mitmimte. Ab 10. August wird also an den Greifensteinen geritten, gefochten und geklettert, werden sich 20 Akteure mittels der fantasievollen Kostüme von Ausstattungsleiterin Gudrun Müller in mindestens 50 verwandeln, sollen bei viel Musik pyrotechnische und andere Effekte den Reiz des Ganzen noch erhöhen. "Karl May, das ist Abenteuer pur", sagt der Regisseur, der für seine neue Arbeit brennt. "Der Zuschauer soll miterleben können, was dem Karl-May-Leser höchstens in der Fantasie möglich ist." Übrigens haben sich schon Karl-May-Fans von überall her zur Premiere ange- sagt. Bleibt zu hoffen, dass sich Petrus bis dahin ein sonniges Gemüt zulegt.